also, Büchsenkaliber ist 7x57R. Eine durchaus gute alte Jagdpatrone mit denen man früher vom Reh bis zum Hirsch gejagd hat. Heute von vielen Jägern als zu schwach abgetan und wohl oder übel eher auf dem absteigenden Ast, was aber nicht heißt, dass keine Munition angeboten wird.
Der Flintenlauf hat das Kaliber 16/65. Also auf keinen Fall daraus eine 16/70 verschießen, sonst hattest mal einen Kopf. Das Patronenlager ist nämlich um ca. 5mm kürzer, da das früher Standard war. Diese Patronen werden heute nicht mehr gefertigt. Aber keine Sorge, die sind auch nicht ganz deppert. Es gibt nämlich das Kaliber 16/67,5. Dabei handelt es sich um eine Spezialentwicklung um ein und die selbe Patrone aus 16/70 und 16/65er Waffen verschießen zu können. Davon wird reichlich Munition herstellt und dies auch noch zu halbwegs günstigen Patronen. z.B. Rottweil Tiger 16/67,5 Patronen mit 25,5Gramm Schrot von 2,5 bis 3,5mm zu wählen. Es handelt sich also um einen Schrotlauf und nicht um einen Lauf für Flintenlaufgeschosse. Die gibt es zwar auch und man kann sie aus dem Lauf auch verschießen, jedoch würde ich davon möglichst abstand nehmen. Dein Lauf wird einen Festchoke haben, ich vermute mal 3/4 oder 1/1 Choke. Man kann daraus zwar 16/67,5er Brenneke verschießen, allerdings wird die Laufmündung sehr beansprucht, was das alte Gewehr sicher nicht besser macht!
Das Schrotkaliber 16 befindet sich ebenfalls auf dem absteigenden Ast. Sogar noch viel stärker als die 7x57R und vor allem die 16/65er. Diese Patronen wird es sicher noch die nächsten 20 Jahre minimum gehen, allerdings wird die Sortenvielfalt immer geringer werden und die Preise steigen.
Zur SEM nur soviel. Lass es sein! Lass dir keine Optik darauf montieren. Dies hat verschiedenste Gründe.
Die vordere Basis ist nachträglich angelötet worden und muss für die jeweilige Zielfernrohrgröße passen. Sprich, wenn du eine Optik mit anderer Größe als dein Onkel nimmst, muss eine neue Basis angelötet werden usw. Abgesehen davon liegen die Montagekosten bei einer SEM bei runden 1000€ ohne Glas. Glaube mir bitte, auch wenn es verlockend klingt, jeder Büma der deutlich weniger verlangt pfuscht da billig herum und du wirst nur unzufrieden sein und nix treffen. Jetzt wird der Zeitpunkt sein, wo du daran denken solltest, dass es sich um ein Ferlacher Gewehr handelt, da ist das alles etwas teurer. Übrigens, so knapp, wie die Montageblatten zusammen sind schätze ich mal, es war ein 4x32er Glas montiert.
Wenn du wirklich eine moderne Optik günstig montieren willst kenne ich nur einen einzigen Weg, der auch dauerhaft hält, allerdings werde ich dies erst nach Nachfrage mitteilen, da dieser Weg wirklich nicht Ferlacher Art ist.
Und nun noch zum Schießverhalten der Waffe. Wenn du dir mal ein Packerl 7x57R kaufst und auf 100m munter drauf los ballerst, wundere dich nicht, warum die Kanone einen Streukreis von 50cm und mehr hat. Das ist eine Bockbüchsflinte mit verlöteten Läufen. Da muss man nach jedem Schuss ca. 15 Minuten, ist waffenabhängig, warten, bis man mit dem nächsten auch trifft. Schießt du also nur alle 15 Minuten einmal, wirst du einen wunderbar engen Streukreis von geschätzten 5cm herum erreichen. Alles andere liegt dann an dir. Wobei an dieser Stelle anzumerken ist, dass die 7x57R als besondern rückstoßarm gilt. Der Grund für die Streuung ist ziemlich einfach erklärt. Durch den Schuss durch den Büchsenlauf wird dieser erwärmt, der Schrotlauf bleibt aber eiskalt. Der Büchsenlauf muss sich dehnen, da erwärmtes Metall sich nun mal ausdehnt. Nun findet ein effekt statt, den wir alle vom Thermometer kennen, der Bimetalleffekt. Beide Läufe sind nämlich fest verbunden, der einen wird länger, der andere bleibt gleich lange. Somit biegt sich das ganze Laufbündel in eine Richtung und mit dem Treffen ists vorbei. Die durchschnittliche ermittele Abweichung bei solchen Waffen liegt bei 13cm unterschied zwischen 1. und 2. Schuss. Geht dann immer so weiter. Also schön die ca. 15 Minunten abwarten, dann ist der Büchsenlauf wieder so ausgekühlt, dass du weiter schießen und treffen kannst!
Selbiges trifft natürlich auf den Schrotlauf zu. Schießt du eine Ladung Schrot dehnt sich der Schrotlauf usw siehe oben. Da der Schrotschuss aber streut und kein Präzisionsschuss an sich ist fällt dies kaum auf. Wichtig ist aber, nach dem Schrotlauf musst du auch ca. 15 Minuten warten bis du mit dem Kugellauf wieder treffen wirst. Den verziehts nämlich mit. Ist ja logo
So, falls du dich jetzt fragen solltest, warum irgendjemand so eine Waffe baut. Nunja, das ist ein Jagdgewehr welches aus Ferlach kommt. Erste Aufgabe ist gut aussehen, zweite Aufgabe ist mit dem ersten Schuss ein Stück Wild zu treffen und töten und nicht weiter zu ballern. Denn jetzt muss man das eine Stück Wild versorgen usw., weshalb das weitere Schussbild nicht interessiert. Es geht also wirklich rein um den cold-bore-shot bei den Dingern.
Zur Geschichte der Waffe habe ich jetzt gar nichts beigetragen, aber zumindest konnte ich dir die Eigenheiten dieses Teils näher bringen. Falls das alles dir schon bekannt war, bitte nicht schimpfen, dann wars für mich halt Fingerübung.
Das einzige was mir auf den ersten Blick auffiel ist das System, also die Form des Systemkastens. Deswegen hätte ich sofort gesagt, das ist eine Merkel 2010 Bockbüchsflinte. Die sieht nämlich 10000%ig genauso aus und hat auch genau die selben Kaliber. Würde mal abklären, ob es nicht vielleicht doch eine Merkel ist und in Ferlach die Waffe nur mit SEM ausgestattet wurde. Die Gravur ist nämlich auch ident mit der Merkel.
Aber ich muss eingestehen, mit Ferlach Waffen kenne ich mich nicht sonderlich gut aus. Vielleicht haben die auch ihre alten Patente mal an Ferlach verkauft. Wer weiß, was da genau abging.
mfg Stefan
P.S. ich würde das Teil so lassen, ein paar Packungen Patronen (kann ich dir auch Tipps geben) kaufen und, wenn überhaupt, mal über K&K schießen auf 50m und vielleicht dann auch auf 100m mal testen. Optik montieren wird teuer.